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sich in Wirklichkeit &
für den praktischen Materialisten,
d. h. Kommunisten, darum handelt,
die bestehende Welt zu revolutio-
niren, die vorgefundnen Dinge
praktisch anzugreifen & zu verändern.
Wenn bei Feuerbach sich zuweilen
derartige Anschauungen finden, so
gehen sie doch nie über vereinzelte
Ahnungen hinaus & haben auf
seine allgemeine Anschauungsweise
viel zu wenig Einfluß als daß sie
hier anders, denn als ent-
wicklungsfähige Keime, in Betracht
kommen könnten. Feuerbachs
„Auffassung“ der sinnlichen Welt
beschränkt sich einerseits auf die
bloße Anschauung derselben, & andrer-
seits auf die bloße Empfindung, setzt „den Menschen“ statt
den „wirlichen historischen Menschen“.
Der Mensch“ ist realiter „der Deutsche“.
Im ersten
Falle, in der Anschauung der sinnlichen Welt,
stößt er nothwendig auf Dinge,
die seinem Bewußtsein & seinem
Gefühl widersprechen, die die von
ihm vorausgesetzte Harmonie aller Theile der sinnlichen Welt, & namentlich
des Menschen mit der Natur stören.
Um diese zu beseitigen, muß
er dann zu einer doppelten Anschauung
seine Zuflucht nehmen, zwischen
einer profanen, die nur das „auf
platter Hand Liegende“ & einer
höheren, philosophischen, die das „wahre
Wesen“ der Dinge erschaut. Er sieht
nicht wie die ihn umgebende sinn-
liche Welt nicht ein unmittelbar
von Ewigkeit her gegebenes,
sich stets gleiches Ding ist,
sondern das Produkt der Industrie & des Gesellschafts-
zustandes & zwar in dem Sinne,
daß sie geschictliches Produkt ist,
das Resultat der Thätig-
keit, das Produkt einer ganzen
Reihe von Generationen ist, deren
Jede auf den Schultern der vorherge-
henden stand, ihre Industrie & ihren
Verkehr weiter ausbildete, ihre
soziale Ordnung nach den
veränderten Bedürfnissen modi-
fizirte. Selbst die Gegenstände der
einfachsten „sinnlichen Gewißheit“
sind ihm nur durch
die gesellschaftliche Entwicklung, die In-
dustrie & den commerziellen Verkehr
gegeben. Der Kirschbaum ist, wie fast
alle Obstbäume, bekanntlich erst
vor wenig Jahrhunderten durch den
Handel in unsre Zone verpflanzt
worden, & wurde deßhalb erst

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Feuerbach.















NB. Nicht daß F. das auf platter Hand
liegende, den sinnlichen Schein der durch
genauere Untersuchung des sinnlichen That-
bestandes constatirten sinnlichen Wirklich-
keit unterordnet, ist der Fehler, sondern
daß er in letzter Instanz nicht mit
der Sinnlichkeit fertig werden kann,
ohne sie mit den „Augen“, d.h. durch die
„Brille“ des Philosophen zu betrachten.