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durch diese Aktion einer be-
stimmten Gesellschaft in einer
bestimmten Zeit der „sinnlichen Ge-
wißheit“ Feuerbachs gegeben. Übri-
gens löst sich in dieser Auffassung
der Dinge wie sie wirklich
sind & geschehen sind, wie sich weiter
unten noch deutlicher zeigen wird,
jedes tiefsinnige philosophische
Problem ganz einfach in ein em-
pirisches Faktum auf. Z. B. die
wichtige Frage über das Verhält-
niß des Menschen zur Natur, (oder gar ,wie Bruno sagt
(p.110) die „Gegensätze in Natur u. Geschichte“ als
ob das zwei von einander getrennte „Dinge“ seien,
der Mensch nicht immer eine geschichtliche Natur. u. eine
näturliche Geschichte vor sich habe,)
aus der alle die „unergründ-
lich hohen Werke“ über „Substanz“
& „Selbstbewußtsein“ hervorgegangen
sind, zerfällt von selbst in der
Einsicht, daß die vielgerühmte
„Einheit des Menschen mit der
Natur“ in der Industrie von
jeher bestanden & in jeder Epoche
je nach der geringeren oder größeren
Entwicklung der Industrie anders
bestanden hat ebenso wie der „Kampf “
des Menschen mit der Natur, bis zur Entwicklung seiner Produktivkräfte
auf einer entsprechenden Basis. Die Industrie &
der Handel, die Produktion & der
Austausch der Lebensbedürfnisse
bedingen ihrerseits & werden wiederum
in der Art ihres Betriebes bedingt
durch die Distribution, die
Gliederung der verschiedenen gesell-
schaftlichen Klassen – & so kommt
es denn, daß Feuerbach in Man-
chester z. B. nur Fabriken & Maschinen
sieht, wo vor hundert Jahren
nur Spinnräder & Webstühle zu sehen waren
oder in der Campagna di Roma
nur Viehweiden & Sümpfe ent-
deckt wo er zur Zeit des Au-
gustus nichts als Weingärten
& Villen römischer Kapitalisten
gefunden hätte. Feuerbach spricht
namentlich von der
Anschauung der Naturwissenschaft,
er erwähnt Geheimnisse die nur
dem Auge des Physikers & Chemi-
kers offenbar werden; aber wo
wäre ohne Industrie & Handel
die Naturwissenschaft? Selbst diese
„reine“ Naturwissenschaft erhält
ja ihren Zweck sowohl, wie ihr
Material erst durch Handel & Indu-
strie, durch sinnliche Thätigkeit
der Menschen. So sehr ist diese Thätigkeit
diese fortwährende sinnliche Arbeiten
& Schaffen, diese Produktion die Grund-
lage der ganzen sinnlichen Welt,
wie sie jetzt existirt, daß , wenn sie
auch nur für ein Jahr unterbrochen
würde, Feuerbach
eine ungeheure Veränderung
nicht nur in der natürlichen
Welt vorfinden, sondern auch
die ganze Menschenwelt u. sein
eignes Anschauungsvermögen,
ja seine Eigne Existenz sehr
bald vermissen würde.
Allerdings bleibt dabei die Priorität
der äußeren Natur bestehen,
& allerdings hat dies
Alles keine ||10|Anwendung auf die ursprünglichen,
durch generatio aequivoca erzeugten Menschen;
aber diese Unterscheidung hat nur in sofern Sinn als man den Menschen
als von der Natur unterschieden
betrachtet. Übrigens ist diese, der mensch-
lichen Geschichte vorhergehende Natur
ja nicht Natur
in der Feuerbach lebt, nicht die
Natur, die heutzutage, ausgenommen
etwa auf einzelnen australischen Koralleninseln
neueren Ursprungs, nirgends mehr
existirt, also auch für Feuerbach nicht existirt.
||9|− Feuerbach hat
9
Feuerbach.
Feuerbach.