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teriellen Arbeit, sodaß innerhalb die-
ser Klasse der eine Theil als die Den-
ker dieser Klasse auftrit, die aktiven conceptiven
Ideologen derselben, welche die Ausbildung der Illusion
dieser Klasse über sich selbst zu ihrem
Hauptnahrungszweige machen, während
die Andern sich zu diesen Gedanken
& Illusionen mehr passiv & rezeptiv
verhalten, weil sie in der Wirklich-
keit die aktiven Mitglieder dieser
Klasse sind & weniger Zeit dazu haben, sich
Illusionen & Gedanken über sich selbst zu machen.
Innerhalb dieser Klasse kann die-
se Spaltung derselben sich
sogar zu einer gewissen Entgegen-
setzung & Feindschaft beider Theile ent-
wickeln, die aber bei jeder prakti-
schen Kollision, wo die Klasse selbst
gefährdet ist, von selbst wegfällt, wo
denn auch der Schein verschwindet, als
wenn die herrschenden Gedanken nicht
die Gedanken der herrschenden Klasse
wären & eine von der Macht dieser
Klasse unterschiedene Macht hätten. Die
Existenz revolutionärer Gedanken
in einer bestimmten Epoche setzt
bereits die Existenz einer revo-
lutionären Klasse voraus, über
deren Voraussetzungen bereits oben
(p ) das Nöthige gesagt ist.
Löst man nun bei der Auffassung
des geschichtlichen Verlaufs die Gedanken der herrschenden Klasse von der
herrschenden Klasse los, verselbstständigt man sie bleibt dabei
stehen, daß in einer Epoche diese
& jene Gedanken geherrscht haben,
ohne sich um die Bedingungen der Produk-
tion u. um die Produzenten dieser Gedanken zu beküm-
mern, so läßt man also die den Gedanken
zu Grunde liegenden Individuen & Welt-
zustände weg, kann man z. B. sagen,
daß während der Zeit, in der die Ari-
stokratie herrschte, Begriffe
Ehre, Treue &c, während der
Herrschaft der Bourgeoisie die
Begriffe Freiheit,Gleichheit &c herrsch-
ten.
Die herrschende Klasse
selbst bildet sich dies im Durchschnitt
ein. Diese Geschichtsauffassung, die allen
Geschichtschreibern vorzugsweise seit dem
achtzehnten Jahrhundert gemeinsam
ist, wird nothwendig auf

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