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M62_2

die eine allgemeinere Zusammenfassung
erlauben, das Bewußtsein zuweilen
weiter vorgerückt scheinen kann, als
die gleichzeitigen empirischen Verhält-
nisse, sodaß man in den Kämpfen
einer späteren Epoche sich auf frü-
here Theoretiker als auf Autoritäten
stützen kann. – Dagegen geht die Entwick-
lung in Ländern, die wie Nordame-
rika, in einer schon ent-
wickelten Geschichtsepoche von vorn
anfangen sehr rasch vor sich. Solche Länder haben keine andern natur-
wüchsigen Voraussetzungen außer
den Individuen die sich dort
ansiedeln, & die hierzu durch die
ihren Bedürfnissen nicht entsprechen-
den Verkehrsformen der alten Län-
der veranlaßt wurden. Sie fangen
also mit den fortgeschrittensten Indi-
viduen der alten Länder & daher
mit der diesen Individuen entspre-
chenden entwickeltsten Verkehrsform
schon an, noch ehe diese Verkehrsform
in den alten Ländern sich durch-
setzen kann. Dies ist der Fall mit
allen Kolonieen, sofern sie nicht
bloße Militär- oder Handelsstationen
sind. Die griechischen Kolonieen,
Island im 11 & 12 Jahrhundert
&sw liefern Beispiele dazu. Ein
ähnliches Verhältniß findet Statt bei
der Eroberung, wenn dem eroberten
Lande die auf einem andern Boden
entwickelte Verkehrsform fertig
herübergebracht wird; während
sie in ihrer Heimath noch
mit Interessen & Verhältnissen
aus einer früheren Epoche behaftet
war, kann sie hier vollständig
& ohne Hinderniß durchgesetzt werden.
(England & Neapel
nach der normännischen Eroberung, wo
sie die vollendetste Form
der feudalen Organisation erhiel-
ten)-
[Dieser ganzen Geschichtsauffassung
scheint das Faktum der Eroberung
zu widersprechen. Man hat bisher
die Gewalt zur treibenden Kraft
der Geschichte gemacht. Wir können
uns hier nur auf die Hauptpunkte
beschränken & nehmen daher nur
das frappanteste Beispiel, die
Zerstörung einer alten Civilisa-
tion durch ein barbarisches Volk, &
die sich daran anknüpfende Bildung
einer neuen, von vorn anfangenden
Gliederung der Gesellschaft. (Rom & Barbaren,
Feudalität & Gallien, oströmisches Reich & Türken)