M18_4
Dieses Sichfestsetzen der sozialen
Thätigkeit, diese Consolidation unseres
eignen Produkts zu einer sachalichen Gewalt
über uns, die unsrer
Kontorolle entwächst, unsre Erwar-
tungen durchkreuzt, unsre Berech-
nungen zu Nichte macht, ist eines
der Hauptmomente in der bisherigen geschichtlichen
Entwicklung.
Die soziale
Macht, d.h. die verviel-
fachte Produktionskraft, die durch
das in der Theilung der Arbeit bedingte Zusammenwirken der verschiede
nen Individuen entsteht, erscheint
diesen Individuen, weil das Zusammen-
wirken selbst nicht freiwillig, sondern
naturwüchsig ist, nicht als ihre eigne,
vereinte Macht, sondern als eine
fremde, außer ihnen stehende Gewalt,
von der sie nicht wissen woher
& wohin, die sie also nicht
mehr beherrschen können, die im
Gegentheil nun eine eigenthümliche
vom Wollen & Laufen der Menschen
unabhängige, ja dies Wollen & Laufen
erst dirigirende Reihenfolge von
Phasen & Entwicklungsstufen durch-
laufen. Wie hätte sonst z. B. das
Eigenthum überhaupt eine Geschichte
haben, verschiedene Gestalten anneh-
men & etwa das Grundeigenthum je nach der verschie-
denen vorliegenden Voraussetzung
in Frankreich aus
der Parzellirung zur Centralisation
in wenigen Händen, in England
aus der Centralisation in wenigen
Händen zur Parzellirung drängen
können, wie dies heute wirklich der
Fall ist? Oder wie kommt es, daß
der Handel, der doch weiter nichts
ist als der Austausch der
Produkte verschiedner
Individuen & Länder, durch das
Verhältniß von Nachfrage & Zufuhr
die ganze Welt beherrscht – ein Ver-
hältniß, das, wie ein englischer
Oekonom sagt, gleich dem antiken
Schicksal über der Erde schwebt &
mit unsichtbarer Hand Glück & Unglück
an die Menschen vertheilt, Reiche stiftet
18
„unabhängiges“, als ein selbst wieder besondres u. eigenthüm-
liches „Allgemein“ Interesse geltend gemacht, od.sie selbst
müssen sich in diesem Zwiespalt bewegen, wie in
der Demokratie. Andrerseits macht denn auch der praktische
Kampf dieser, beständig wirklich den gemeinschaftlichen u. illusorischen
gemeinschaftlichen Interessen entgegentretenden Sonderinteressen, die
praktische Dazwischenkunft u. Zügelung durch das illusorisch „Allge-
mein“ Interesse als Staat nöthig.
Der Communismus ist für uns nicht ein Zustand, der hergestellt
werden soll, ein Ideal, wonach die Wirklichkeit
sich zu richten haben. Wir nennen Communismus die
wirkliche Bewegung welche den jetzigen
Zustand aufhebt. Die Bedingungen dieser
Bewegung ergeben sich aus der jezt bestehenden Voraussetzung.
Diese „Entfremdung“, um den Philosophen verständlich
zu bleiben, kann natürlich nur unter zwei praktischen Voraus-
setzungen aufgehoben werden. Damit sie eine „unerträgliche“ Macht
werde, d. h. eine Macht, gegen die man revolutionirt, dazu gehört,
daß sie die eine Masse der Menschheit als durchaus „Eigenthumslos“
erzeugt hat u. zugleich im Widerspruch zu einer vorhandnen
Welt des Reichthums u. der Bildung, was beides eine grosse
Steigerung der Productivkraft – einen hohen Grad ihrer Ent-
wicklung voraussezt, – u. andrerseits ist diese Entwick-
lung der Productivkräfte (womit zugleich schon die in
weltgeschichtlichem statt die in lokalem Dasein der
Menschen vorhandne empirische Existenz gegeben ist) auch deßwegen eine absolut nothwendige praktische Vorausset-
zung, weil ohne sie nur d. Mangel Nothdurft verallgemeinert,
also mit der Nothdurft auch der Streit um das Noth-
wendige wieder beginnen u. die ganze alte Scheisse
sich herstellen müßte, weil ferner nur mit
dieser universellen Entwicklung der Productivkräfte ein universeller
Verkehr der Menschen gesezt ist, daher inerseits das
Phänomen der „Eigenthumslosen“ Masse in Allen
Völkern gleichzeitig erzeugt(die allgemeine Concurenz) jedes derselben von
den Umwälzungen der andern abhängig macht, u. endlich
weltgeschichtliche, empirisch universelle Individuen an
die Stelle der lokalen gesezt hat. Ohne dieß könnte
1) der Communismus nur als eine Lokalität existiren
2) die Mächte des Verkehrs selbst hätten
sich als universelle, drum unerträgliche Mächte,
nicht entwickeln können, sie wären heimisch-aber-
gläubige „Umstände“ geblieben u. 3)würde
jede Erweiterung des Verkehrs den lokalen Communismus aufheben.
Der Communismus ist empirisch nur als die That
der herrschenden Völker „aufeinmal“ u. gleichzeitig
möglich, was die universelle Entwicklung der Productiv-
kraft u. den mit ihnen zusammenhängenden Weltverkehr
voraussezt.